Nachhaltigkeit & Naturschutz
Der Kaukasus – schön, reich, unwegsam aber gefährdet!
Der Kaukasus ist ein mächtiger Gebirgszug zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaspischen Meer. Er beeindruckt mit einer ganzen Kette von Fünftausendern (auf der Grenze zu Russland), besitzt fünf Klimazonen und die größte Pflanzenvielfalt Eurasiens. Er ist eines der wichtigsten Gebiete der Welt mit einer natürlichen Vielfalt.
Mit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 drohte der Natur im Kaukasus akute Gefahr. Die Abholzung der Wälder und die unkontrollierte Nutzung vieler natürlicher Ressourcen nahmen stark zu. Großprojekte wie die Ölpipeline (BTC) von der aserbaidschanischen Hafenstadt Baku an die türkische Mittelmeerküste, die 2003 fertig gestellt wurde, bargen neue Risiken für Mensch und Umwelt. Außerdem bieten solche Projekte den Menschen in den strukturschwachen ländlichen Regionen kaum Einkommensmöglichkeiten. Im Gegenteil, sie zerstören eher ihre traditionellen Lebensgrundlagen. Unter Naturschutz versteht man heute alle Maßnahmen und Untersuchungen zum Erhalt oder zur Wiederherstellung von Natur. Der Kartendienst des Bundesamtes für den Naturschutz unterscheidet 5 Arten von Schutzgebieten, die entsprechend der Bezeichnung jeweils einer unterschiedlichen „Philosophie“ folgen:
- Naturschutzgebiet (NSG)
- Nationalpark (NTP)
- Bioshärenreservat (BIO)
- Naturpark (NP)
- Landschaftsschutzgebiete (LSG)
Aus Sicht des Naturschutzes gehört der Kaukasus mittlerweile zu den 25 gefährdetsten Gebieten der Erde. Der WWF (World Wide Fund For Nature) verfolgte deshalb als erste internationale Organisation den Aufbau von Schutzgebieten, besonders in Georgien.
Früher wurde im internationalen Naturschutz überwiegend die Vorstellung verfolgt, die zu schützenden Gebiete vollkommen aus jeglicher Nutzung durch den Menschen heraus zu nehmen. Es hat sich aber herausgestellt, dass dieses in der Praxis kaum zu realisieren ist. Mittlerweile hat sich deshalb die Idee einer nachhaltigen Nutzung durchgesetzt. Folgerichtig werden heute moderne Schutzgebiete weltweit in Zonen eingeteilt, von denen einige kontrolliert genutzt werden dürfen.
Im gesamten Kaukasus und besonders in Georgien ist bei der ländlichen Bevölkerung das Sammeln von Wildpflanzen und Wildfrüchten sowohl historisch als auch traditionell stark verankert. Es dient neben dem Gartenanbau ihrem Lebensunterhalt. Planung und Aufbau von Schutzgebieten müssen deshalb nach den Regeln der Nachhaltigkeit erfolgen, bei denen die Mengen nicht zu groß werden dürfen. Die dafür notwendigen Untersuch- ungen und Berechnungen möglicher Erntemengen basieren auf bekannten Formeln und Regeln aus der Botanik zum Beispiel:
- Es sollen nur die Pflanzenteile gesammelt werden, die auch gebraucht werden.
- Verunreinigungen und Beschädigungen der Pflanzen müssen vermieden werden.
- Die Wildpflanzen müssen in der richtigen Zeit gesammelt werden.
- Wildtiere dürfen nicht gestört, andere Pflanzen nicht zerstört, die Umwelt nicht verschmutzt werden.
- Beim Sammeln von Wildpflanzen muss die Lizenz der relevanten staatlichen Institution beachtet werden.
- Die Adressen aller Sammler/innen müssen bekannt sein.
- Die sammelbaren Mengen einer jeden Wildpflanze muss vor dem Sammeln errechnet und festgelegt werden.
- Eine zweite Ernte auf der gleichen Stelle darf nur erfolgen, nachdem die Pflanzen bzw. Pflanzenteile sich natürlich regeneriert haben.