Caucasan Idee
CAUCASAN: Geschichte einer Idee
Mit dem Zerfall der Sowjetunion drohte der Natur im Kaukasus akute Gefahr. Die Abholzung der Wälder und die unkontrollierte Nutzung vieler natürlicher Ressourcen nahmen stark zu. Als erste Internationale Organisation erkannte der WWF (World Wide Fund For Nature) die Notwendigkeit, den Menschen Georgiens dabei zu helfen, ihre Natur zu erhalten. Der WWF war und ist der Meinung, dass das einzigartige Naturerbe des Kaukasus durch unkontrollierte Bebauung und Übernutzung der biologischen Ressourcen (Holz, Wildtiere, Pflanzen etc.) dabei ist, seinen Reichtum unwiederbringlich zu verlieren. Die Biodiversität des Kaukasus, seine vielfältigen, ursprünglichen Naturlandschaften und seine traditionellen Kulturlandschaften schwanden mit alarmierender Beschleunigung. Die Gebirgsregion gehört deshalb aus Sicht des Naturschutzes mittlerweile zu den 25 gefährdetsten der Erde.
Bereits 1990 wurde Udo Hirsch als einer der ersten vom WWF nach Georgien geschickt, um die Lage zu begutachten und sich um den Naturschutz zu kümmern. Zusammen mit weiteren Mitarbeitern des WWF und mit georgischen WissenschaftlerInnen und TechnikerInnen wurde sehr schnell mit dem Aufbau von sieben Großschutzgebieten begonnen, z.B. durch die Aufnahme in die Landesplanung. Auf Wunsch des damaligen georgischen Präsidenten Edward Schewardnadse sollten schließlich über 20 % des Landes aus der normalen Nutzung ausgeschlossen und geschützt werden.
Bei dieser Arbeit wurde aber auch sehr schnell klar, dass seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht nur die Natur bedroht ist, sondern auch die Wirtschaft Georgiens. Mit der Unabhängigkeit des Landes verloren weite Kreise der ländlichen Bevölkerung ihre Arbeit in den Kolchosen und damit ihre Einnahmen. Gleichzeitig gab und gibt es in den ländlichen Regionen kaum Möglichkeiten, Einkommen zu erwirtschaften. Die dort vorhandene Landwirtschaft, die etwa 30% der Gesamtwirtschaft Georgiens ausmacht, funktioniert überwiegend als Subsistenzwirtschaft, von der man gerade so überleben kann. Die Menschen ernähren sich von dem, was sie in ihren Hausgärten ziehen und in der Natur sammeln. Mit traditionellen Konservierungsmethoden betreiben sie eine ausgeprägte Vorratshaltung und bieten ihre Überschüsse auf kleinen Märkten oder an der Straße an, um ein wenig Geld zu bekommen. Denn für Produkte, die sie nicht direkt erzeugen können, wie Salz, Zucker, Öl, Mehl oder auch für Benzin brauchen sie Geld. Gleichzeitig sind das auch die wichtigsten, traditionellen Konservierungsmittel. Ohne sie können die Menschen ihre Vorratswirtschaft nicht betreiben.
Diese Situation ist in einer modernen Gesellschaft auf die Dauer nicht zukunftsfähig. Die Menschen in Georgien mussten und müssen sich also neu orientieren und eine Landwirtschaft aufbauen, die sowohl dem nationalen Bedarf als auch den Erfordernissen des internationalen Marktes entspricht. Die historische Situation gab und gibt ihnen die einmalige Chance, ihre Landwirtschaftsentwicklung zukunftsorientiert und nach ökologischen Grundsätzen zu gestalten. Die Fehler der westlichen Länder in Bezug auf Technisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft sollen dabei vermieden werden. Ein verantwortungs-voller und nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen passt genau in eine solche Vorstellung und wurde deshalb Leitgedanke vieler international geförderter Entwicklungsprojekte.
1992, kurz nach der Auflösung der UDSSR, wurde in Tiflis von Udo Hirsch und georgischen MitstreiterInnen die CUNA Georgica gegründet. Sie hatte das Ziel, Projekte zu initiieren und zu fördern, die zur Selbsthilfe ermutigen, die regionale Initiativen unterstützen oder die innovativ sind und Modellcharakter haben.
Die CUNA war auch die erste NGO (nichtstaatliche Organisation) in Georgien, die einen legalen Rahmen bot, um die Natur- und Kulturschutzprojekte durchführen zu können. Diese Projekte mündeten bereits 1996 in die Gründung der CAUCASAN GmbH.