Georgien: Land & Leute
Georgien ist ein sehr altes Kulturland. Es wurde bereits um 40.000 v.u.Z. besiedelt. Die ersten griechischen Kolonien entstanden dann im 7. Jh. v.u.Z. Bereits ein Jahrhundert später lassen sich erste Staatsformen nachweisen: Iberien in Ost-Georgien mit starkem persischem, und die Kolchis in West-Georgien mit griechischem Einfluss auf Politik und Kultur. Später eroberten die Römer das Land.
Es folgten die Byzantiner (Oströmisches Reich), die Perser und schließlich die Araber mit häufigen Kämpfen um die Vorherrschaft. Ende des 10. Jahrhunderts wurde die lange Abhängigkeit abgeschüttelt und es begann für Georgien das Goldene Zeitalter.
Im 16. Jahrhundert eroberten die Osmanen den Kaukasus und Georgien zerfiel in kleine Königreiche und Fürstentümer, die unter osmanischem (Westgeorgien) oder persischem (Ostgeorgien) Einfluss standen.
Im 18. Jahrhundert versuchte der König von Kartlien-Kachetien (Ostgeorgien) die georgischen Kleinstaaten zu vereinen, um mit europäischen Staaten Bündnisse gegen die Perser und Osmanen zu schließen. Als das nicht gelang, stellte er sein Königreich 1783 per Vertrag in den Schutz des russischen Reiches unter Katharina der Großen. Damit begann die „Eroberung“ Georgiens durch Russland.
Nach der russischen Oktoberrevolution erklärte sich Georgien am 26. Mai 1918 als Demokratische Republik Georgien für unabhängig. Aber schon am 16. Februar 1921 wurde es von der Roten Armee besetzt und in die Sowjetunion eingegliedert. Danach erlebte Georgien die Industrialisierung und wurde zu einer der wichtigen Tourismus- und Urlaubsregionen des damaligen Ostblocks. Die georgische Landwirtschaft spezialisierte sich auf den Export südländischer Früchte.
Die Georgische Sozialistische Sowjetrepublik bestand bis zum Ende der Sowjetunion im Jahre 1991. Bereits im Dezember 1990 hatte Russland eine Wirtschaftsblockade über Georgien verhängt. Danach erlitt das Land im Vergleich zu anderen Nachfolgestaaten einen außerordentlich schweren Wirtschaftskollaps. Bürgerkriege und Unabhängigkeitskämpfe verschärften die Krise. Die Produktion in Industrie und Landwirtschaft ging zurück.
Ab 1991 war Georgien eine demokratische Republik mit einem starken Präsidialsystem und zentralisierter Verwaltung. Sie ist völkerrechtlich anerkannt, kann aber ihre Staatssouveränität nicht auf das gesamte Territorium anwenden. 2004 definierte die (neue) Regierung die Entbürokratisierung und damit die Entmachtung alter Eliten und Netzwerke sowie die wirtschaftliche Liberalisierung als vorrangige politische Ziele. Die Staatsschulden gingen erstmals zurück, Korruption und Kriminalität wurden energisch verfolgt. Ruhig wurde es im Land dennoch nicht und 2008 kam es zum offenen Krieg mit Russland. Als Folge erklärten sich Abchasien und Südossetien für unabhängig.
Auch innenpolitisch blieb es unruhig. Unter dem Druck der internationalen Gemeinschaft fanden 2012 schließlich dann doch „faire und freie Wahlen“ für das georgische Parlament statt, denen erstmals in diesem Kaukasus-Land ein friedlicher Machtwechsel folgte. Seit 2013 ist Georgien eine Parlamentarische Republik, zur Verwaltung von Land und Menschen gegliedert in 10 Regionen.
Georgien hat etwa 3.8 Millionen Einwohner ohne die autonomen Republiken Abchasien und Südossetien. Davon leben über 1,5 Mill. auf dem Land und oft sehr abgelegen. Georgien ist ein Vielvölkerstaat mit 26 verschiedenen ethnischen Gruppen, die größten sind: Georgier -75 %, Aserbaidschaner -6,5 %, Armenier -5,7 %, Russen -1,5%.
Amtssprache ist das Georgische mit eigener Schrift: ჯანსაღი და უგემრიელესი ნაწარმი კავკასიის დაცული ტერიტორიებიდან. Außerdem werden weitere 23 Sprachen aus sechs verschiedenen Sprachfamilien gesprochen. Die wichtigsten sind Aserbaidschanisch, Armenisch, Abchasisch, Ossetisch und Russisch.
Georgien gehört zu den ältesten christlichen Ländern. Bereits im Jahr 327 wurde unter Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion.
Die Landeswährung ist der georgische Lari. Die Wirtschaftsentwicklung Georgiens gestaltete sich seit der sog. Rosenrevolution im Jahr 2004 dynamisch und erfolgreich, verlor aber immer wieder an Fahrt und weist weiterhin strukturelle Defizite auf. Die vorherrschende Wirtschaftsform der georgischen Landwirtschaft ist die Subsistenzwirtschaft, die auf Selbstversorgung aufbaut.