Fast alles aus Wildsammlungen
Liegt es an den wunderschönen Landschaften, dem günstigen Klima oder den einheimischen Pflanzen und Früchten mit oft bemerkenswerten Heilwirkungen? Man sagt, dass die Menschen Georgiens gesünder sind und älter werden als irgendwo sonst auf der Welt.
Tatsache ist, dass von alters her die Verbindung von einmaliger, reicher Natur mit alter, europäischer Kultur in Georgien zu einer bedeutenden Volksmedizin führte, von der schon in der antiken Argonautensage die Rede ist. Sie handelt von den beiden Protagonisten Jason, den Abenteurer von der ostgriechischen Mittelmeer-Küste und Medea, der Königstochter aus der Kolchis an der östlichen Schwarzmeerküste. Diese Kolchis, die heute zu Georgien gehört, war berühmt für das Goldene Vlies und für einen Garten mit Heilpflanzen, die bei falscher Anwendung giftig sein konnten. Medea war als Heilerin geschätzt und als Zauberin gefürchtet. Diese alte Volksmedizin fand sehr früh Eingang in die offizielle, mittelalterliche Klostermedizin, die sich bis zur Heiligen Nino ins 4. Jh. zurückverfolgen lässt.
Die Georgier sind also mit den Heilkräften ihrer Natur vertraut und nutzen sie nachhaltig.
Bis heute versorgen Heilpflanzen-SammlerInnen die Menschen mit einer reichhaltigen Palette von Kräutern und traditionellen Rezepten zu ihrer Anwendung. Auch in der Sowjetzeit brach diese Tradition nicht ab. Heilkräuter wurden von der ländlichen Bevölkerung wild in der Natur gesammelt oder in den Gärten gezogen und in den „Grünen Apotheken“ der Städte oder auf den regionalen Märkten angeboten. Einige Familien hatten auch damals das Recht „ihre“ Medikamente herzustellen und zu verkaufen, weil deren Qualitäten und Wirkungen anerkannt waren. Rezepte für komplexe natürliche Heilmittel befinden sich oft seit Jahrhunderten in Familienbesitz.
Weil die wertvolle Natur Georgiens heute z.B. auch durch Übernutzung gefährdet ist, spielt für alle Entwicklungsprojekte, die Naturressourcen einsetzen wollen, das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Moderne Großschutzgebiete für den Natur- und Landschaftsschutz werden heute weltweit einheitlich in Zonen eingeteilt. Je nach Art der Schutzgebiete dürfen diese Förderzonen kontrolliert genutzt werden. Es lag also nahe, durch eine Zertifizierung dieses Anliegen zu unterstützen und so gleichzeitig die Verkaufsmöglichkeiten zu erhöhen. Nach sorgfältiger Prüfung wurde dieses Vorhaben aus Kostengründen leider wieder fallen gelassen – jedenfalls vorläufig.