Bio-Zertifizierung & mehr
Nachhaltigkeit spielt für alle Entwicklungsprojekte, die Natur-Ressourcen nutzen wollen, eine zentrale Rolle. Über den Schutz der reichhaltigen Natur Georgiens und die Gefährdung von Übernutzung wird besonders bei der CAUCASAN Idee berichtet.
Es lag nahe, durch eine Zertifizierung dieses Anliegen zu unterstützen. Mit den gängigen Bio- oder Öko-Zertifizierungen konnte man nur den Gartenanbau erfassen. Bei Wildsammlungen waren jedoch völlig andere, in den 90iger Jahren noch nicht festgelegte Kriterien ausschlaggebend.
Ein weiterer Aspekt waren die Kosten für eine solche Bio-Zertifizierung. Die in Subsistenzwirtschaft arbeitenden georgischen Kleinbauern produzieren im Durchschnitt 30-100 kg Kräuter und Gewürze für den Verkauf. Eine entsprechende Zertifizierung kostet ca. 1.200 € und muss regelmäßig wiederholt werden. Dies ist mit kleinen Produktionen einfach nicht zu bezahlen.
Um auch eine Form der Zertifizierung von Wildpflanzen-Sammlungen zu erreichen, gründeten das WWF County Office Georgien und die CUNA Georgica 2003 das Caucasus Wild Plants Certification Center, genannt CWC.
Das CWC erarbeitete zusammen mit Wissenschaftlern und Spezialisten aus Aserbaidschan, Armenien und Georgien praktische Richtlinien für eine nachhaltige Wildsammlung. Diese wurden veröffentlicht in „Guidelines for the Sustainable Harvesting of Wild Plants in the Caucasus Ecoregion. For inspectors and collectors, Cultura Caucasica Vol.4 / No. 1 / July 2007“. Ein Auszug daraus ist als PDF zum Download beigefügt.
Ab 2004 wurde auch auf internationaler Ebene ein Standard für die nachhaltige Bewirtschaftung von Wildpflanzen und Wildfrüchten entwickelt und in ein umfangreiches Zertifizierungs-Programm integriert, das seit einigen Jahren eingesetzt wird. Die Zertifizierungs-Organisationen sind von der EU akkreditiert.
Dieser Standard wurde durch Udo Hirsch, der an der Entwicklung beteiligt war, sehr schnell in die Dorfentwicklungsprojekte in Georgien eingesetzt. Auch brachten einige Caucasan-Produzenten bereits gesicherte Kenntnisse und Erfahrungen mit durch das Sammeln von Heilpflanzen für georgische Pharmafirmen. Hierauf konnte man aufbauen.
Das CWC strebte zunächst eine Akkreditierung an, um Zertifikate vergeben zu können. Wegen der hohen Kosten wurde diese Idee aber wieder fallen gelassen. Eine Zertifizierung der SammlerInnen von Wildpflanzen sollte etwa dasselbe wie eine Bio-Zertifizierung kosten und müsste jährlich wiederholt werden. Da die georgischen Bauern in der Regel Gartenbau und Wildsammlung betreiben, müssten sie zwei verschiedene Zertifikate erwerben. Das sind utopische Zahlen für die angestrebten ökologischen Kleinunternehmen.
Die Strategie der Bio- und Wildpflanzen-Zertifizierung wurde deshalb zunächst wieder fallen gelassen – zumindest vorläufig. Für das übergeordnete Ziel der Armutsbekämpfung war eine solche Strategie nicht zielführend. Stattdessen wird auf direkten Kontakt gesetzt, durch den ein Vertrauensverhältnis zwischen Produzent und Kunde aufgebaut werden kann.
Die für Caucasan arbeitenden Sammlergruppen wurden mit den Prinzipien des Wildpflanzen- und Wildfrüchte-Standards vertraut gemacht. Die Richtlinien für die nachhaltige Sammlung wurden trainiert und kontrolliert. Sie bleiben die Basis und begründen den Qualitätsanspruch an die Produkte, die von CAUCASAN angeboten werden.
Dieser Qualitätsanspruch ist auch sehr wertvoll für vegan lebende Menschen, die noch mehr auf nahrhafte und gesunde Nahrungsmittel angewiesen sind.